DER SCHÖNE UND DAS STEVIE B.

Das Legenden-double feature !Haare, Herz, Hirn und harte hits pflasterten ihren Weg. Ab und zu auch gebrochene Beine und zerschossene Zähne. Diese dreckigen Socken, „geborene kleine Teufel“ – straight outta Realschule ! Hey Leute , bitte nicht umschalten wem das jetzt zu brutal und blutig klingt. Es geht hier nicht um eine Dokumentation irgendeines Mafiaclans, daher werde ich hier nicht über abgeschnittene Pferdeköpfe in euren Betten oder Scarface fantasieren.

Bernd Fischer , Outfielder , Elmshorn Alligators, ca. 1994 / 95

Als Ende der 80ér das Baseballfieber ausbrach waren die coolen von der Schule natürlich dabei. Neben etwas sportlichem Talent war es oberstes Gebot die Klamotten der Ära schön und adrett tragen zu können. Immer häufiger wenn ich als 10-jähriger Stöpsel aus dem Fenster meines „Ghetto-Blocks“ glotzte, sah ich in meiner Nachbarschaft glücklicherweise keine Gestalten der Unterwelt, aber so Typen die zu einer Gang gehörten. Die besuchten sich in der Gegend des Koppeldamms immer. Kurze Haare waren durchaus „in“ bei den Herren der Schöpfung, aber die Zeit der „Vogelnest-Frisen“ war auch noch nicht ganz vorbei. Jeder der Gang hatte so eine coole, schwarze schimmernde Bomber-Jacke mit grünem Schriftzug an. Bestimmt alles fiese Typen, diese halbstarken Nichtsnutze, die bestimmt mehr Blödsinn im Kopf hatten außer meinen mühsam kreierten Schneemann auf der Wiese zwischen den Blocks kaputt zu kloppen. Ein Besucher der Gang stach besonders heraus, denn er hatte lange dunkle Haare bis zum Po und hätte ganz sicher eine Rolle bei den Karl May- Festspielen sicher gehabt – wenn er nicht andauernd mit seiner „Dirty Socks“-Gang abgehangen hätte. Das stand nämlich auf den Jacken. Wie der Zufall es wollte rekrutierten diese Banditen auch schon kleine Jungs aus der Nachbarschaft. Mein Sandkastenkumpel Mikey erschien plötzlich mit einer metallenen Keule an der Schaukel des Spielplatzes und zwang uns den Fußball mal aufs Dach zu schießen. Nebenbei warf er dem Typen mit den langen Haaren und den anderen Gestalten einige „Gangzeichen“ in die Luft und grüßte sie damit. Shit, Mike kennt die Typen ja wirklich. Mein Kopfkino ging los, die Atmung wurde hastiger, das Herz schlug schneller : Sollte Mike im Auftrag der Typen jetzt alle Fußball spielenden Kinder verkloppen? Welches Crack hatten sie ihm versprochen? Hastig überlegte ich , welche Air Jordans ich gegen mein Leben eintauschen konnte? Da fiel mir ein, das ich lediglich Puma´s anzubieten hatte. Minus-Punkt für mich. Gerade wollte ich mich meinem Schicksal ergeben, da senkte Mikey den Metallprügel und fragte, ob wir mal Baseball spielen wollen…… und so entspannte sich mein Antlitz und die Neugier wurde geweckt bei den kids am Koppeldamm. Nun schnallte ich, das weder die Dirty Socks noch die Alligators rivalisierende Gangs sind, sondern Sportler und Helden meiner künftigen Herzenssportart.

Fish´s letztes Spiel 2015 – die animal farm gratuliert : Tiger, Duck und Maestro Fish 

Als Fan besuchte man die Spiele beider Bundesligateams Elmshorns und zwei der Protagonisten legten die dreckigen Socken ab und wollten künftig mit schicker Alligatorhaut den Baseball-Olymp erklimmen.Das sollte sowohl Bernd “ the model“ Fischer als auch Stefan „Stevie B.“ Volkmann gelingen. Fishoni legte die langen Haare bald ab und agierte noch aerodynamischer und gewaltiger am Schlag und im Outfield. Wobei er immer mal wieder zwischen den bases gefangen wurde…. Diese Schwäche hatte sein Kumpel Steve nie, denn er wirbelte mit der Geschwindigkeit eines Gepards von base zu base und geht völlig zu Recht als einer der besten Baseläufer in die Geschichte der Elmshorn Alligators ein. Dem „Schmuddelkind“ machten auch nasse Pfützen auf dem Feld nichts aus, in die er sich heldenhaft und furchtlos warf – oder tat er es nur für den „fame“ weil die TV crew des NDR in Elmshorn drehte? Während Stevie als linkshändiger, schneller Kontakt-Hitter agierte, so gab es Fish den anderen teams immer mal wieder mit der groben Kelle. Wichtige Homeruns in engen Spielen ließen aufhorchen. So schafften beide 1994 den Aufstieg mit den Elmshorn Alligators in die 1. Bundesliga. Und weil es so schön war, erledigten der Fisch der nicht Wanda hieß und ein ab und zu blauhaariger Steve ( es muß seine „Green Day“-Phase gewesen sein) das ganze 1999 noch einmal. Erneuter Aufstieg mit den Allis in Liga 1. Bei so viel Erfolg ergab sich zwar keine Hollywood-Karriere, aber Steve verschlug es dennoch mal eine Zeit lang nach Pensacola. Stevie wurde nach seiner Rückkehr sehr wichtig, da er sich sehr um unsere Importspieler kümmerte. Der alte Lehrkörper brachte ihnen die deutsche Sprache etwas näher. Essen auf Deutsch bestellen, Flüche ausstoßen oder dem siebzigstem Mädel mit Ami-Akzent sagen, welch schöne Augen sie doch hat – die gesamte internationale Allis-Welt dankt ihm dafür. Fisch hingegen ging einfach ins Luxusfitness-Studio seiner Wahl und angelte uns US- Amerikaner Mark Keener. Ein Allis-Aufkleber auf dem Auto brachte die beiden Männer in Kontakt und der Rest ist Geschichte.

Stefan Volkmann mit einem „high five“ mit Marc Eilers nach einem erzielten run beim Spiel zum Aufstieg 1994 im Alligators Ballpark Elmshorn.

Aus beruflichen Gründen zog es die beiden Engel des Außenfeldes in andere Regionen Deutschlands. Bernd Fischer spielte später u.a. noch für die Wuppertal Stingrays, die Bad Salzuflen Nightshiftpitchers sowie die Paderborn Untouchables. Stefan Volkmann schloß sich den Bennigsen Beavers an… und stieg mit dem Club dann auch nochmal in die 1. BL auf. Fishoni wollte seine Karriere dann bei den Allis beenden und spielte 2014 +2015 in Elmshorn. In seinem finalen Jahr wurde er der beste Hitter des Teams. Seine „sliding-Allergie“ konnte er nicht mehr ablegen, aber unzählige krachende hits und RBI´s verzückten die Hooligators.

Grandmaster Stevie B. mit Rick Rubin…., äh nein, natürlich mit Pitching-Fuchs Stefman Kruse beim Allis Revival game 2019

Viele junge Allis hatten die Chance mit den beiden auf dem Feld zu stehen, zu gewinnen , zu lachen, einfach Spaß zu haben. Es kursieren unzählig viele stories über diese charakterlich tollen teammates, die junge Spieler immer gerne in die Mitte des teams aufnahmen und sie mit Tipps, Tricks und Schabernack versorgten. Ein clubhouse mit Steve und Fish macht eine Mannschaft um einiges stärker. Die beiden haben ihren alten Club nicht vergessen und schauen jedes Jahr immer mal wieder bei Heim-und Auswärtsspielen zu. Na klar, haben die Familie , kids, Haustiere mittlerweile Priorität. Aber zum nächsten revival-Spiel kommen sie bestimmt, ob auf Krücken oder mit blauem Auge

Heroes of 1994

Wir verneigen uns vor diesen beiden Heroen des Elmshorner Baseballs bis die Bandscheibe kracht Dreifaches Hut ab, ihr derben Typen !